Freitag, 22. November 2013

Zumindest hatte ich als Kind Fantasie

Es war einmal vor langer Zeit ein Post bei der lieben Connü, in dem sie darüber schrieb, was sie als Kind für merkwürdige Vorstellungen hatte. Schon damals wollte ich unbedingt bei dem TAG mitmachen und genau das wird jetzt umgesetzt. Allein schon, um vielleicht Connü, die jetzt ohne Tageslicht zu Hause sitzt und so keine professionellen Bilder für ihren Blog machen kann, etwas aufzumuntern.

Als Kind dachte ich, dass man Geld kaufen muss. Wo sollte es auch sonst her kommen? Dass man es nicht einfach selbst basteln darf, wusste ich schon.
Zu der Verwirrung trug auch bei, dass meine Eltern wenn kein Bargeld mehr im Haus war immer einander sagten, sie sollten daran denken, mal wieder Geld kaufen zu gehen.
War ein wenig verwirrend, als ich heraus fand, dass man an den Automaten und Schaltern nicht mit der Geldkarte eine bestimmte Summe bezahlt, um dann mehr als die gezahlte Summe zurück zu bekommen. Schade aber auch.

Inzwischen weiß ich ja, dass man Geld verdienen muss und das bringt mich direkt zur nächsten komischen Vorstellung, die ich als Kind voller Überzeugung vertrat.
Damals glaubte ich fest daran, dass man mir nach meinem Schulabschluss eine Liste (in meiner Vorstellung übrigens ein einseitig bedrucktes DIN A4 Blatt) von Berufen bekam, davon einen aussuchen und ankreuzen musste und dann eben von dem Moment an in dem Beruf arbeitete. Tja - entspricht wohl nicht ganz der Realität…

Nicht nur den Beruf, sondern auch den Partner fand man in meiner kindlichen Vorstellung sehr unkompliziert und schnell. Ich dachte, dass man einfach jemand, der einem auf dem Bürgersteig entgegen kommt und der einem spontan sympathisch ist, anspricht und fragt, ob er einen heiraten möchte und dann alles beschlossene Sache wäre. Dass der andere dabei ein Wörtchen mitzureden hat, war damals nicht Teil der Szenerie. Der sollte sich doch schon freuen, dass ich überhaupt frage!

Als Kind war mir nicht wirklich klar, was der Unterschied zwischen Kirche und Kirsche ist. Mein Vater ärgerte mich oft, indem er die Worte absichtlich durcheinander brachte und auf den Kirchturm zeigend das Gebäude Kirsche nannte und so kam ich dazu, die Kirche für eine Kirsche zu halten und umgekehrt. Zu sagen, wie lange es gebraucht hat, diese Verwirrung endgültig aufzuklären, ist mir an der Stelle ein wenig peinlich.
Fazit für mich ist jedenfalls, dass ich meinen Kindern einfach gleich direkt erzählen werde, wie die Dinge tatsächlich heißen.

Wenn deutsche Begriffe mich verwirrten, dann taten es fremdsprachige erst recht. Ich erinnere mich noch gut, wie ich mal in der Zeitung die große Überschrift "Tausende afrikanische Teenager unterernährt" las.
Teenager…ein mir damals unbekanntes Wort, doch zum Glück ein zusammengesetztes Substantiv, dessen Sinn sich schnell erschließen ließ. Aber warum nagen diese Afrikaner eigentlich nur Tee? Da ist es ja wirklich kein Wunder, dass sie unterernährt sind!
Als ich dann später lernte, was das Wort Teenager eigentlich bedeutet und dass es keine den ganzen Tag lang Teeblätter knabbernden Afrikaner sind, musste ich sehr lachen. Na ja, zumindest wusste ich damals schon, dass Teeblätter allein nicht die ideale Ernährungsgrundlage sind...

Und nun seid ihr dran insofern ihr möchtet: schreibt über die kleinen verqueren Dinge, die ihr als Kind dachtet.

Apfelkern

Freitag, 8. November 2013

Ich werde noch nicht senil, ich werde erst mal skeptisch

Je älter man wird, desto schwieriger wird es, neue Freundschaften zu schließen. Zumindest habe ich das Gefühl, dass es so ist.
Das Problem ist vielleicht nicht einmal, dass alle Menschen mit zunehmenden Alter bösartiger werden, sondern, dass man selbst sehr viel skeptischer wird. Man hat schon einige Erfahrungen mit Freundschaften gesammelt - sowohl gute als auch schlechte. Das macht einen vorsichtiger. 
Es beginnt ein Vergleichen potentieller Freunde mit denen, die man hat. Ähnelt derjenige meinen? Könnte man sich gut verstehen oder wird es bloß eine kurzzeitige Zweckgemeinschaft?

Besonders die letzte Frage stellt sich mir gerade. Mit einer Kommilitonin hatte ich Gespräche, die tiefer gehen als die Frage, wie denn das Seminar war und wer den Dozenten jetzt nach der Datei mit seiner Version der Vorlesungsfolien fragt. Ich fühlte mich ziemlich auf einer Wellenlänge mit ihr, obwohl ich das nicht erwartet hätte angesichts ihrer relativen Popularität innerhalb unseres Semesters. 

Über 900 Facebookfreunde und wird von gefühlt jedem fünften, der einem auf dem Campus entgegen kommt gegrüßt und umarmt - warum sollte so eine Person Interesse an mir unauffälligem Langweiler haben? Durch eine Freundschaft würde sie zumindest keinen speziellen Nutzen erzielen.
Schon komisch, dass ich mir darüber so viele Gedanken mache. Früher war das nie so. War ich naiver oder bin ich einfach nur verkopfter geworden? Immer über alles nachdenken müssen, skeptisch sein und schwer die Dinge einfach so hinnehmen können, wie sie sind. Wahrscheinlich mache ich mir das Leben schwerer als es sein müsste.

Aber käme es euch nicht seltsam vor, wenn so ein total beliebter aber trotzdem erschreckend sympathischer (damit rechnet man doch nicht, wenn diejenigen zu den "coolen" Typen gehören, oder?) Mensch sich plötzlich lang und überhaupt nicht oberflächlich mit euch unterhält?
Ich dachte, wenn man so beliebt ist, hat man für jeden seiner knapp 1000 Freunde nur wenige Minuten Zeit. Da bin ich jetzt ziemlich positiv überrascht worden. Ja, natürlich sind das Vorurteile zu glauben, dass extrem beliebte Personen hauptsächlich oberflächliche Freundschaften haben und sich auch nicht tiefgehend mit eher uncoolen Personen wie mir beschäftigen würden. Überhaupt - es macht einen doch skeptisch, wenn quasi jeder eine bestimmte Person mag. Das kann doch nicht mit rechten Dingen ablaufen. Dann ist diese populäre Person aber wenigstens absolut farblos und oberflächlich, lächelt über alles und tut so, als würde ihm jeder total am Herzen liegen. Anders kann es doch nicht funktionieren!

So ist es aber zumindest in dem Fall, den ich jetzt näher kennen gelernt habe, nicht. Auch sie mag nicht jeden - man sieht es nur von außen nicht sofort. Ist dann doch alles nur Fassade, dass sie freundlich und hilfsbereit gegenüber allen ist? Irgendwie nicht. Ich bin selbst erstaunt, aber es ist der erste Fall, in dem es mir nicht schrecklich aufgesetzt vorkommt.

Also - vielleicht sind die Gespräche mit ihr nicht nur auf geheucheltem Interesse gewachsen? Ich beobachte das ganze definitiv weiter.

Vielleicht sollte ich mal zusehen, dass ich meine Skepsis ein wenig zurück schraube. Aber Menschen, die sich mit allen verstehen…das geht doch nicht. Oder?

Apfelkern