Freitag, 12. Dezember 2014

Immer Stress mit den Geschenken

Weihnachten, die Zeit der Liebe, der Lichter, der Kekse, der Gewürze, der Weihnachtsmärkte, die Jahreszeit der endlosen Völlerei und des grenzenlosen Konsumwahns. Und jedes Jahr die gleiche Frage, die einen bis zum 24. verfolgt und stresst: was zur Hölle soll man eigentlich in diesem Jahr schenken? Es wird ja auch nicht leichter dadurch, dass man weiß, dass die meisten eigentlich schon alles haben.

Das wahrscheinlich einfallsloseste Geschenk ist und bleibt der Gutschein. So nach dem Motto, ich hab das Geld, du hast die Ideen und die Zeit, ein Geschenk davon auszusuchen. Wenn ich ehrlich bin, freue ich mich zwar, dass ich mir von den Gutscheinen kaufen kann, was ich möchte und nicht das Risiko eingehe, für mich völlig unpassende Geschenke zu bekommen aber letztendlich ist das Geschenk dann nicht etwas, das ich mit dem Schenker (oder in dem Fall: Geldgeber) assoziiere. Und irgendwie verfehlt das damit dann auch zum Teil den Sinn des Schenkens, nämlich jemanden glücklich zu machen und auch etwas zu schenken, das an den Schenker erinnert. Das klingt jetzt in gewisser Weise so, als würde man mit jedem Geschenk versuchen, dem Beschenkten die Erinnerung an einen aufzuzwingen, doch ich sehe es viel mehr so, dass man sich dann beim Anblick des Geschenks immer an denjenigen erinnert, der es einem ausgesucht hat und auch an die hoffentlich guten mit demjenigen verbundenen Erlebnisse.

Zurück zu dem Inhalt der Päckchen unter dem Weihnachtsbaum. Was soll man nur rein tun?
Nützliche Dinge sind immer gut, so lange man weiß, was der andere benötigt. Aber Vorsicht: selbst, wenn man den lange benötigten Schnellkochtopf oder das Bügeleisen schenkt, bedeutet das noch lange nicht, dass sich alle über ein solches Geschenk freuen würden. Das riecht doch schon nach Arbeit, Schweiß und Muskelkater, wenn man den Heckenschneider aus seiner Verpackung holt.

Überraschungen können ziemlich daneben gehen, wenn man nicht weiß, was der andere sich wünscht. Etwas zusammen zu kaufen ist auch eine Option und definitiv besser, als nur einen Gutschein zu überreichen. Vor allem, wenn es ein selbst ausgestellter Gutschein ist. Auch wenn so ein selbst geschriebener Gutschein wirklich toll sein kann, habe ich es schon zu oft erlebt, dass das ganze am Ende doch nie umgesetzt wird. Und aus genau diesem Grund verschenke ich selbst solche Gutscheine sehr ungern.

Aber ehrlich: brauchen wir Geschenke, um an Weihnachten glücklich zu sein und uns in der Weihnachtszeit darauf zu freuen?
Ich würde jetzt gerne mit nein antworten, doch das wäre nicht ganz die Wahrheit.

Um am Heiligabend mit meiner Familie ein schönes Fest zu haben, müssen es nicht mindestens 10 große Pakete für mich sein. Es reicht, wenn es ein Geschenk gibt, das mich wirklich glücklich macht und das wirklich nützlich ist. Ich finde es gut, sich gegenseitig Alltägliches zu schenken: einen Rucksack, eine Jeans, eine Handyhülle, Wolle für das nächste Strickprojekt oder ein Handrührgerät. Denn das ist dann etwas, das nicht in der Ecke steht und verstaubt, sondern etwas, das man regelmäßig benutzt und sich daran erfreuen kann. Ich lasse mir auch gerne Materialien für Handarbeiten schenken, die ich dann im nächsten Jahr zum Geschenk weiterverarbeitet unter den Baum legen kann.

Wenn man schon wunschlos glücklich ist oder nicht gerne seinen minimalistischen Haushalt voll stellen möchte, ist man bestimmt jemand, dem man eine Freude machen kann, indem man Erlebnisse schenkt. Konzertkarten, Flugtickets, eine Jahreskarte für das Lieblingsmuseum und ähnliches sind dann die Geschenke der Wahl.
In den letzten Jahren habe ich auch für mich selbst bemerkt, dass ich es immer lieber mag, mir nicht Gegenstände zu kaufen, sondern wenn ich mir selbst etwas gönnen möchte, lieber ein Konzertticket kaufe oder eine Reise mache. Die Erinnerungen daran sind dann etwas, das mich immer begleitet und auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Besonders schön ist es natürlich, wenn man die Erinnerungen mit jemandem teilen kann.

Was mich am Schenken, das zu Weihnachten einfach erwartet wird, stört, sind die radikalen Werbeaktionen in der Zeit davor. Ab 80 Euro Warenwert von Dingen, die man wahrscheinlich eh nicht braucht, gibt es noch ein paar mehr Sachen dazu. Nicht, dass man sie bräuchte. Kaufe eins, bekomme eins dazu (BOGO!). Jetzt aber auch nur jetzt und nie wieder 30% günstiger!
An sich liebe ich Rabatte: ich mag es, wenn ich Dinge preiswerter bekomme. Allerdings sollten das dann auch Dinge sein, die ich wirklich brauche und nicht etwas, das ich nur kaufe, weil ich denke, dadurch Geld sparen zu können. Zum Beispiel warte ich mit der Entwicklung von Fotos immer, bis es auf der Seite, bei der ich bestelle, Rabatte gibt. Dann sammelt man eben ein halbes Jahr lang die Bilder und lässt sie dann auf einmal drucken, wenn es weniger kostet.

Es ist grandios, wie viel man bei Aktionen wie dem Black Friday sparen kann aber die verlockenden Angebote können einem auch genauso leicht zum Verhängnis werden. Wenn man dadurch, dass es das Megaangebot mit 40% Rabatt nur für einen sehr kurzen Zeitraum gibt, einen gewissen Druck erzeugt, sofort zu kaufen, dann klickt der Kunde auch viel schneller auf bestellen. Immerhin möchte man sich ja nicht die Gelegenheit entgehen lassen, so richtig zu sparen - indem man für Dinge, die man eigentlich nicht braucht Geld ausgibt und die Aktion dann mental als Schnäppchen einsortiert.

Was ich sagen will: ich liebe die Weihnachtszeit und das gegenseitige Beschenken mit persönlichen, durchdachten Geschenken. Es muss nichts großes sein. Zum Beispiel habe ich die wahrscheinlich tollste Tasse der Welt (groß aber mit dünnem Rand und nicht klobig, bequem zu halten mit perfekter handschmeichelnder Form und obendrein noch einem Muster mit anatomischen Details) zum Geburtstag von einem wunderbaren Menschen geschenkt bekommen. Und seitdem ich die Tasse habe, benutze ich nur noch diese, wenn ich Tee trinke und denke an meine Freundin und all die Abenteuer mit ihr. Ein sehr viel teureres Geschenk hätte mich nicht glücklicher machen können.

Man muss nicht viel Geld aufwenden, um tolle Geschenke zu machen. Gegen die kleinen, liebevollen Überraschungen haben sie nämlich sowieso keine Chance, denn die kleinen persönlichen Präsente sind unbezahlbar.

Apfelkern

2 Kommentare:

  1. Ich mag Gutscheine. Ich mag aber generell Geschenke mit denen ich etwas anfangen kann, sentimantal bin ich da nicht. Wer mir was geschenkt hat weiß ich schnell nicht mehr. Ich sage den Leuten auch gerne was ich mir wünsche. Meinem Freund hab ich gesagt ich möchte neue Hallensportschuhe und wir sind sie zusammen kaufen gefahren und ich freu mich rießig auf den 24 wenn ich sie endlich auspacken darf :D

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  2. Für mich macht es oft die Mischung - ich freue mich über Geschenke von meiner Liste (Amazon, Etsy), aber auch über die, die mit Bedacht gewählt wurden, zum Beispiel ein Buch von jemandem, der mich kennt und bei einem Titel an mich gedacht hat.
    Genauso toll sind natürlich selbstgemachte Sachen - besonders hohen Stellenwert haben da bei mir Socken. Die, die mir meine Mutti gestrickt hat, trage ich jedes Mal sobald sie wieder aus der Waschmaschine kommen.
    Ich sehe da häufig das Problem der Wertschätzung und da liegt sicher auch ein wenig der Grund, warum Gutscheine so praktisch sind - viele kennen nicht den Aufwand, der z.B. hinter einem gestrickten Schal steht, der sowohl zeitlich mehr Aufwand ist, als ein Besuch bei Amazon, und der auch teurer sein kann, als man vllt auf den ersten Blick sieht, denn du und ich wissen, dass man an schöner Wolle ein kleines Vermögen loswerden kann. Nur sehen das die wenigsten.

    An gebastelten Sachen, wird so sicher oft noch Mehrwert durch Gutscheine o.ä, befestigt, damit es "nach etwas aussieht".


    liebe Grüße~

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