Dienstag, 25. Februar 2014

Frühlingsgefühle

Heute früh bin ich wach geworden und es war richtig hell. Nicht dieses morgendliche Nebelgrau sondern helles Sonnenlicht schien aus dem Fenster entgegen. Da hat man im Gegensatz zu den Wintermonaten mit ihrem kalten Dunkel draußen gleich Lust aufzustehen.

Ich merke, wie viel beschwingter ich bin. Mit dem sonnigeren Wetter habe ich mehr Lust, mich zu bewegen. Irgendwo kommt der Drang auf, mich von altem Zeug zu trennen. Ich habe das gleich genutzt, um ein paar Fächer auszuräumen und Dinge, die ich eh nicht mehr benutze, einfach weg zu werfen. Ein sehr befreiendes Gefühl. Der Frühling kommt und das Alte muss weichen.

Während ich die Sonnenstrahlen und meinen Aktivitätsdrang genieße, blüht ein Strauß von kleinen Zweigen, die eigentlich bloß Deko eines Tulpenstraußes waren, in seiner Vase vor ich hin und bringt die frische Frühlingsstimmung zu mir ins Zimmer. Allein diese kleinen blühenden Zweige, die ich eher zufällig vor dem Kompost bewahrt habe als die welken Tulpen entsorgt wurden, machen mich auf gewisse Weise glücklich. Sie sind so wunderbar minimalistisch und zart und stehen irgendwie auch dafür, wie der Frühling langsam über den Winter siegt.

Ich möchte meine Freunde treffen, mich bewegen, was erleben, reisen. Im Moment fühle ich mich sehr frei und glücklich. Der Prüfungsstress ist vergessen und ich denke nicht mehr mit einem Seufzen angesichts des Berges zu lernenden Wissens an mein Studium, sondern kann wieder uneingeschränkt fasziniert sein vom Wunderwerk des menschlichen Körpers. Und vor allem kommt langsam auch wieder die Vorfreude aufs nächste Semester trotz aller dazu gehörenden Prüfungen.

Aktuell höre ich das Album "The First Days Of Spring" von Noah And The Whale gefühlt in Dauerschleife. Es ist mein persönliches Frühlingsalbum mit seiner zarten Melancholie, die zwar so überhaupt nicht meine gegenwärtige Stimmung widerspiegelt aber mich an die anderen glücklichen Frühlinge erinnert, in denen ich es gehört habe. Es erinnert mich an meine Schulzeit, wie ich zum ersten Mal auf Karos Blog über das Album gelesen und es mir aus der Bibliothek geliehen habe.
Das Album habe ich sofort in mein Herz geschlossen und hole es jedes Frühjahr aufs Neue heraus. Und auch, wenn mal alles doof ist oder der Liebeskummer einen überfällt, tut die Musik dieses Werkes so unglaublich gut.

Zum ersten mal in diesem Jahr habe ich meine Inlineskater wieder ausgepackt und bin einige Kilometer gefahren. Auch wenn es noch kalt war und meine Ohren ordentlich frieren mussten, habe ich es sehr genossen. Wahrscheinlich sollte ich mir nächstes Mal ein Stirnband aufsetzen. Auf Rollen bin ich eben doch locker 10km/h schneller als joggend und dementsprechend kühlt der Fahrtwind mehr.
Auf dem Weg zur Skater-Strecke bin ich an meiner Grundschule vorbei gekommen und habe mich erst einmal richtig alt gefühlt. Gott - wie ewig ist es her, dass ich in der Grundschule war!
Nach dem ersten Schock, wurde mir aber bewusst, dass das einfach der Lauf des Lebens ist, dass ich inzwischen mich deutlich weiter entwickelt habe und einiges geschafft habe und es nicht wirklich etwas gibt, dem ich nachtrauern muss. Sowohl damals als auch heute bin ich glücklich.

In ein paar Tagen geht es auf nach Prag, ich bin schon sehr gespannt, was ich alles erleben werde. Ich genieße die Frühlingszeit sehr und schöpfe Kraft für das kommende Semester und all die Anforderungen, die das Leben sonst noch bereit hält.
Als ich versucht habe, meine frühlingshaften blühenden Zweige für euch zu fotografieren, habe ich festgestellt, dass ich kein Bild machen kann, dass auch wirklich das wiedergibt, was ich darstellen möchte. Jeder muss den Frühling selbst erleben. Und deshalb - geht mal raus und erfreut euch an der wunderschönen Jahreszeit.

Apfelkern

Freitag, 21. Februar 2014

Das Gegenteil von Beziehung ist nicht Einsamkeit

Erinnert ihr euch noch an den Freitag vor genau einer Woche? Die Twitter-Timeline war voll von Paaren, die einander ihre Liebe beteuerten, die perfekte Beziehung priesen. Auf der anderen Seite gab es die Singles, die murrten, dass dieser Tag eh bloß Konsumscheiße wäre, die keiner braucht und sich entweder darüber ausließen, wie blöd das Dasein als Single ist oder dass sie so einen Kram wie Beziehungen gar nicht bräuchten.

Es gab einige unter den Singles, die so sehr jammerten, dass es wirkte, als könne man ohne Partner nur einsam und unglücklich sein. Allerdings sehe ich das ganz und gar nicht so, dass alle Singles zwangsweise einsam unglücklich sein müssen.

Zuerst einmal sollte man sich bewusst werden, dass es einen großen Unterschied zwischen den Adjektiven einsam und allein gibt.
Allein heißt bloß, dass sich gerade niemand in der Nähe befindet, zu dem man engen Kontakt hat. Trotzdem kann man viele Freunde haben, die in dem betrachteten Moment einfach nicht anwesend sind beziehungsweise nicht mit einem über andere Wege interagieren. Ab und zu allein zu sein empfinde ich sogar als angenehm um mich ein wenig zu sammeln und mich mir selbst zu widmen.
Allein ist ein temporärer Zustand, der beendet ist sobald die vorhandenen Freunde durch die Tür herein kommen.

Einsam dagegen heißt, dass nicht nur niemand in diesem Moment für einen da ist, sondern dass es wirklich niemanden gibt, der es in einem anderen Moment tun würde. Kein Partner, keine Freunde, keine Bekannten, keine Geschwister und keine Familie, denen man sich anvertrauen und denen gegenüber man ganz so sein könnte, wie man ist - das bedeutet einsam zu sein. Und das ist meiner Meinung nach kein Status, der wirklich häufig ist und vor allem nichts, das man als Single zwangsläufig erlebt.
Im Gegenteil: es gibt viele zufriedene Singles, die ihre Zeit mit ihren Freunden verbringen, es sich selbst gemütlich machen und einfach genießen, unabhängig ihre Zeit einteilen und wenn sie Lust haben auch mal einen Flirt zu erwidern.

Wenn ich so an meine Zeit als Single während der kompletten Schulzeit denke: klar hätte ich manchmal gern einen Partner gehabt, mit dem man lachen und kuscheln kann. Um euch jetzt aber mal so richtig zu schockieren: ich war absolut glücklich als Single und der Valentinstag war mir Schnuppe. Nachdem ich gesehen hatte, was einige Mitschüler an Stress wegen Trennungen, Seitensprüngen, nicht erwiderter Verliebtheit und ähnlichem hatten, kann ich nur sagen, dass ich ein unglaublich entspanntes Leben hatte und eine Beziehung nicht wirklich vermisst habe. Und mich aus Verzweiflung irgendwem an den Hals zu werfen, nur um für die Statistik einen Freund zu haben, fand ich schon immer albern.

Die erste Beziehung kam dann eher ungeplant und das finde ich um ehrlich zu sein auch besser. Wenn jemand ganz verkrampft sucht, sich bei jedem Kellner, der zwei mal nett zu ihm war gleich einredet, dass da war draus werden könnte und wenn er nicht gerade dabei ist, die Jammerqualle zu geben und sich darüber auszuweinen, wie schlimm es als Single ist, alles anflirtet, was nicht den Partner an der Hand hat oder bei drei auf dem Baum ist, kann das auch nichts werden. Ein wenig wirkt so ein Verhalten, als würde derjenige geradezu nach einer Beziehung suchen als wäre es die letzte Chance, noch einmal jemanden abzubekommen und glücklich zu werden. Und ich glaube auch, dass so ein Verhalten viele potentielle Partner abschreckt.
Auch wenn die ganzen Partnervermittlungsportale etwas anderes behaupten: ich glaube, dass der Großteil der Beziehungen aus Zufällen entstehen und nicht aus Planung.

Es gibt noch etwas, das mir immer wieder auffällt. Viele der unglücklichen Singles sehnen sich so sehr danach, eine Beziehung zu haben, weil sie denken, dass sobald man einen Partner hat - zack! - alles perfekt ist. Wer mit sich selbst grundlegend unzufrieden ist und sich selbst als Person weder schätzt noch mag, kann meiner Meinung nach auch mit einer Beziehung nicht glücklich sein, solange er nicht mit sich selbst in zumindest grundlegender Harmonie ist.
Es ist zwar so ein alter Hut, doch trotzdem kann ich nicht anders als dem Spruch zuzustimmen: Wer sich selbst nicht liebt, kann auch anderen keine Liebe geben.

Ach und: sich einzureden, mit einer Beziehung wäre Upgrade von Langeweile, Unzufriedenheit und Selbstunsicherheit als Single zu Selbstbewusstsein und Zufriedenheit als vergebene Person sofort geschehen, ist auch Selbsttäuschung. Man kann sich zwar verändern, bleibt aber im Grunde egal ob in Beziehung oder nicht die gleiche Person. Das ist vielen bewusst und daher vermute ich auch, dass so offensichtlich unglückliche Singles es schwerer haben, einen Partner zu finden.

Was will ich euch damit nun sagen? Nehmt nicht jeden Valentinstag als Anlass, um gegen den Tag zu schimpfen und über euer Singledasein zu jammern. Seid gut zu euch selbst, unternehmt was schönes und macht euch keine Sorgen, dass mit euch etwas nicht stimmt, weil ihr in dem Moment vielleicht keinen Partner habt. Euer Zufall lässt einfach noch etwas auf sich warten.
Und bis er eintritt, sich ständig darüber zu ärgern und sich das Leben schwer zu machen hilft ja auch nicht.

Apfelkern

Mittwoch, 19. Februar 2014

Ich bin nicht weg, ich war nur ein paar Prüfungen schreiben

Ich glaube, ich bin ein ziemlich mieser Blogger. Immer, wenn das reale Leben stressiger wird, ist das Bloggen so ziemlich das erste, was ich zu meiner Entlastung erst mal einstelle. Aber anders betrachtet: das reale Leben auf Eis legen, um Bloggen zu können, wäre erst recht schwachsinnig.
Und jetzt, wo die nervenzehrende Prüfungsphase vorbei ist, kann ich auch das Bloggen wieder aufnehmen.

Ach ja, die Prüfungsphase. So sehr ich das Medizinstudium auch mag und genieße all diese faszinierenden Dinge lernen zu dürfen, so sehr hasse ich diese fiese Prüfungsphase.
Bei mir ist das so organisiert, dass das Semester 16 Wochen lang ist und bis zum letzten Tag dieser Wochen die prüfungsrelevanten Vorlesungen. Seminare, Praktika und Untersuchungskurse stattfinden. Die schriftlichen Prüfungen sowie die mündlich-praktische folgen in der Woche darauf.
In diesem Semester war es besonders übel, da ich fünf Prüfungen - vier schriftliche Multiple Choice Klausuren und eine Anatomieprüfung - am Montag hatte und am Dienstag Morgen gleich meine mündliche Prüfung.

Das hat dafür gesorgt, dass ich schon seit Weihnachten mehr oder weniger am Lernen bin und in den zwei Wochen vor den Prüfungen eigentlich abgesehen von Essen, Schlafen, Uni, den Freund ab und zu sehen und zum Stressausgleich Sport machen, nicht viel anderes getan habe.
Nachdem ich die Vorlesungsunterlagen des Tages noch mal zusammengefasst hatte, ging es direkt ans Lernen. Trotzdem muss man aufpassen, dass man sich selbst nicht völlig verausgabt und sich selbst vernachlässigt in dieser Zeit.
Das war eine Phase, in der ich nur noch Ferien haben wollte. Man kann das Studium einfach nicht mehr genießen, wenn es nahezu den kompletten Tag ausfüllt und das mehrere Wochen lang.

Ich glaube, das schlimmste an den Prüfungen sind eh die Wochen davor. Man stopft Unmengen von Wissen in seinen Kopf, wiederholt den Stoff, damit sich ja nicht heimlich die Informationen wieder aus dem Gedächtnis schleichen und ist in ständiger Sorge, zum Prüfungszeitpunkt nicht genug zu wissen und durchzufallen.
Vor allem gegen Ende hatte ich das Gefühl, reines Bulimie-Lernen zu betreiben: Wissen in den Kopf stopfen, nur um es während der Prüfung vor dem Prüfer wieder heraus zu würgen.

Warum das planerisch von Seiten der Uni so gemacht wird, kann ich mir nicht erklären. Wollen sie die Belastbarkeit der Studenten ausreizen indem sie bis kurz vor ultimo neue prüfungsrelevante Dinge vermitteln? Pädagogisch wertvoll oder mit einem besonderen Lerneffekt behaftet kann es jedenfalls nicht sein.

In so einer Zeit hilft mir vor allem Sport als Ausgleich. Selbst wenn ich völlig fertig und die Konzentrationsfähigkeit nicht mehr vorhanden ist: nach 30 Minuten Pilates geht es mir besser und ich habe nicht mehr das Gefühl, gleich durchdrehen zu müssen.

Durchdrehen… generell wird es schlimmer, je näher die Prüfungen kommen. Ich bin absolut kein Prüfungsmensch, mache mich selbst nervöser, als ich sein müsste, kann am Tag vor der Prüfung nicht mehr schlafen.
Zum Glück bin ich aber niemand, der in der Prüfung selbst vor Panik fast kollabiert. Sobald ich in der Prüfungssituation bin, werde ich ganz ruhig und gefasst. Weil in dem Moment aufgeregt zu sein bringt eh nichts und vor allem, hat man den größten Aufwand an den Prüfungen in dem Moment hinter sich: das Lernen. Wissen, dass man sich angeeignet hat zu notieren ist leichter als es erst einmal zu erwerben. Obwohl, da kann auch noch einiges schief laufen.

Übrigens kann ich mündliche Prüfungen so gar nicht leiden, vor allem, wenn es Gruppenprüfungen sind. Es ist einfach der Gedanke, dass man im Falle eines Versagens sich nicht nur vor sich selbst sondern gleich vor einer Gruppe anderer Menschen blamiert.
Blöd nur, dass in meinem Studium zu eigentlich jedem Semesterabschluss auch eine mündlich - praktische Prüfung gehört.

Die Prüfungsphase des Studiums hat mich bis jetzt immer ziemlich erschöpft aber zufrieden hinsichtlich der Ergebnisse zurück gelassen. Direkt nach dem Ende der letzten Prüfung merke ich, wie meine Herzfrequenz wieder sinkt und ich ruhiger, freier atmen kann.

Und jetzt habe ich auch wieder den Kopf frei, zu bloggen. Ich bewundere Blogger, die in den stressigsten Situationen noch nebenbei ihren Blog am Laufen halten. Für mich funktioniert es einfach nicht, da ich einfach nicht den Nerv habe, mich noch hin zu setzen und mir zu überlegen, was ich schreiben könnte. Und bloggen nur um zu bloggen muss nicht sein.

Wie gut, dass ich jetzt wieder den Kopf frei habe, um etwas mehr Leben in den Blog zu bringen. Und nicht nur das: auch in mein Leben kann ich endlich wieder mehr Leben bringen.

Apfelkern