Montag, 29. Februar 2016

Einem geschenkten Floh…

Es gibt viele Möglichkeiten, seine aussortierten Sachen los zu werden.
Verkaufen, spenden, etwas neues daraus machen, in den Müll werfen, verschenken. Meistens verschenkt man dabei nur an sein näheres Umfeld sprich Freunde, Familie, Kollegen. Bisher war es auch bei mir so - bis ich das Konzept des Schenkflohmarkts entdeckt habe.

Der Name sagt dabei schon alles: es ist ein normal aufgebauter Flohmarkt mit Privatpersonen, die an Ständen ihre aussortierten Besitztümer präsentieren. Der Unterschied zu den üblichen Flohmärkten besteht darin, dass man nichts kaufen muss sondern direkt mitnehmen kann, was einem gefällt. Einfach so.
Jeden letzten Sonntag im Monat findet in Berlin der Schenkflohmarkt statt, genaueres dazu findet ihr hier.

Mir gefällt diese Idee und so habe ich gestern Gegenstände, die für mich keinen Zweck mehr erfüllen, gemeinsam mit einer Freundin dort angeboten.
Zuerst einmal war ich überrascht, dass so ein kleiner Flohmarkt so unglaublich stark besucht ist. Gleich als wir anfingen, die einzelnen Teile auf unserem Tisch aufzustellen, fielen die Besucher wie Heuschrecken über uns her und versuchten hemmungslos die besten Stücke zu ergattern. Das war doch sehr beängstigend, ich fühlte mich unangenehm bedrängt.
Nur weil alles kostenlos ist, muss man sich doch nicht jeder Zurückhaltung entledigen und sich gierig auf die Auslagen stürzen!

Der Vorteil war definitiv, dass die Sachen schneller verschwanden als wir überhaupt alles auspacken konnten. Und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass all mein Zeug gar nicht auf den Tisch passen würde. Völlig unbegründete Sorgen.

Es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Besucher des Flohmarkts sich verhielten.
Einige waren zurückhaltender, sahen sich die Sachen erst genau an, stellten Fragen, bevor sie etwas mitnahmen und bedankten sich dafür. Bei anderen war es eher ein ich kam, sah und riss es an mich. Teilweise habe ich gar nicht mitbekommen, wie ein Teil meiner angebotenen Gegenstände einen neuen Besitzer fanden, weil selbiger so schnell wieder verschwunden ist wie er aufgetaucht war. Darüber ärgerte ich mich allerdings nicht wirklich.
Die einzige negative Erfahrung war eine Frau, die bei einem Feindüsenaufsatz für Window Colour Farben kritisierte, dass das Set ja gar nicht vollständig sei. Auf der Packung seien immerhin fünf Punkte aufgelistet aber nur drei Einzelteile darin.
Ich wies sie so freundlich es ging darauf hin, dass die fünf Punkte die mit dem Aufsatz kompatiblen Window Colour Hersteller aufzählte. Schließlich stopfte sie wortlos das Set in ihre Tasche und stapfte davon.
Offen gesagt fand ich es ziemlich dreist und unfreundlich, sich bei einem geschenkten Set durch eigenes fehlerhaftes Lesen zu echauffieren, dass es nicht vollständig wäre. Sich darüber aufzuregen wäre aber verschwendete Energie und so war ich froh, dieses doch spezielle Teil vermittelt zu haben.

Positiv ist mir aufgefallen, dass sich viele Leute sehr gefreut haben über meine Sachen. Es waren anscheinend Dinge, die sie wirklich brauchen konnten.
Eine Erkenntnis des Nachmittags war, dass man auf dem Schenkflohmarkt wirklich alles los wird. Wenn es umsonst ist, zögern die Menschen kaum, es einfach mitzunehmen. Von Teestövchen über Cheerleader Pompoms bis hin zur Einhand-Käsereibe konnte ich alles unters Volk bringen.

Hingetragen - Weggetragen

So ein wenig frage ich mich, ob der Schenkflohmarkt die Besucher nicht doch zu sehr dazu verleitet, sich Dinge mitzunehmen, die sie eigentlich nicht brauchen. Zu geschenkten Dingen sagen nur wenige Menschen nein.
Ich zweifle etwas daran, dass die Dame, welche sich etwa die Hälfte meiner ungeliebten Modeschmuckohrringe eingepackt hat, alle davon leidenschaftlich tragen wird. Mir kann das prinzipiell egal sein, wie voll sie sich die Wohnung stellt und dennoch… so ein bisschen schuldig fühle ich mich nun doch, meinen Kram an sie abgegeben zu haben. Wobei das natürlich Quatsch ist, da sie sich selbst dafür entschieden hat.
Ich frage mich auch, welcher einhändige Käseliebhaber sich nun an der Einhand-Käsereibe erfreut. Bestimmt lese ich irgendwann im Internet von ihm eine begeisterte Rezension über die Reibe. Bestimmt.

Fazit: es war ein sehr interessanter Nachmittag, der mich im Aussortieren voran gebracht und in gewisser Weise auch glücklich gemacht hat, da ich anderen eine Freude bereiten konnte. Es war spannend zu sehen, wer sich welche Dinge auswählt.
Am Ende bin ich aber selbst entgegen meiner Erwartung auch nicht mit leeren Händen nach Hause gegangen, da ich drei nützliche Dinge entdeckt habe: eine dünne Wetterjacke für meine davon völlig überraschte und begeisterte Mutti, ein Sachet Rosencreme ebenso für sie sowie ein Set von je vier kleinen und großen Tellern für mich.

Der vorher-nachher Vergleich meiner Besitztümer lässt sich sehen und macht mich glücklich. Bis zum nächsten Schenkflohmarkt in einem Monat werde ich sicher wieder genug aussortiert haben, um wieder daran teilzunehmen. Und ich freue mich darauf!

Montag, 22. Februar 2016

I like to party and by party I mean knit

Samstag Abend - da ist man auf Achse, die jungen Leute sowieso. Party, Party, Party und bitte nicht zu knapp Alkohol.
Das scheint in etwa das zu sein, was man sich klischeehaft als Programm für Samstage vorstellt. Zu Hause zu sitzen ist etwas für die älteren Herrschaften oder Leute ohne Freunde. So kommt es mir zumindest vor.

Immer wieder werde ich zu WG Partys eingeladen und jedes Mal überlege ich, ob ich so wirklich meinen Samstag Abend verbringen möchte.
Denn: ich könnte stattdessen mindestens drei Folgen meiner aktuellen Serie anschauen und dabei eine halbe Socke stricken. Oder ein Stündchen die Yogamatte ausrollen und mich im Anschluss in der Küche austoben und einen Kuchen backen, um das Kaloriendefizit wieder auszugleichen. Aber nein, man muss dem Anspruch auf Sozialisierung gerecht werden und den Abend mit einem Haufen Menschen verbringen. Meistens Menschen, die einfach nur auch zufällig zur gleichen Feier eingeladen werden. Menschen, die man nicht immer besonders mag und mit denen man nicht immer unbedingt seinen wertvollen Samstag Abend verbringen will.

Man möchte ja nicht so pessimistisch sein und denken, dass der Abend verschwendet sein wird. Positiv denken oder auch von vornherein nicht zu viel darüber nachdenken (mir wurde immerhin schon mehrfach gesagt, ich wäre verkopft) und einfach offen sein; hin gehen.
Wie soll man denn auch neue Freunde oder gar einen Partner finden, wenn man WG Partys meidet? Die Stimme in meinem Kopf flüstert, dass ich das auch in der Uni, über Hobbys oder im Internet tun könnte. Personen, die ähnlich gestrickt sind wie ich hängen schließlich genauso wenig gerne wie ich auf Stundentenfeiern herum.

Am Ende gehe ich oft tatsächlich hin, bevorzugt früh. Zumindest früh im Sinne von pünktlich zur angegebenen Zeit, die meistens eh in meinen Augen viel zu spät angesetzt wird. Haben die Gastgeber denn am nächsten Tag gar nichts zu erledigen?
Zu Beginn sind die Gäste dann noch halbwegs nüchtern, die Musik noch eher im Hintergrund und man kann sich in Ruhe unterhalten. Dabei lernt man durchaus interessante Leute kennen und hat Spaß.
Irgendwann erreichen diese Partys dann einen kritischen Punkt, an dem der Fokus von Gesprächen zu Alkohol, Trinkspielen, Rauchen, über die Musik hinweg brüllen und wenn es gut läuft Tanzen wechselt. Beziehungsweise die Gespräche finden von Anfang an einfach nicht statt, weil ich keinen Gesprächspartner finde und auch nicht so extrovertiert bin, dass ich ohne Zwang fünf fremde Menschen an einem Abend nacheinander anspreche.

Das ist einfach nicht das, was ich unter Spaß verstehe. Ich habe keine Lust mich zu betrinken - für den Körper ist Alkohol Mist und obwohl mir selbstgemachte Fruchtliköre, Cider, guter Whisky oder Cocktails gut schmecken, habe ich einen großen Widerwillen dagegen, in Gesellschaft eventuell die Kontrolle zu verlieren. Wenn das je passieren sollte, dann bevorzugt im engen Freundeskreis und an einem sicheren Ort, an dem ich dann auch übernachten kann. Plus: auf den klassischen Studentenpartys gibt es meist Bier, Wein, Sekt, Vodka und Cola-Rum. Finde ich geschmacklich alles ekelhaft und trauere gleichzeitig um den schönen Rum, der in der Cola endete.
Meistens greife ich dann auf Leitungswasser zurück und fühle mich wie der größte Getränkenörgler und Langweiler ever. Bin ich wohl auch. In diesen Momenten möchte ich dann auch eigentlich nur nach Hause, mir einen schönen Tee kochen und noch einen entspannten Abend haben. Aber nein - ich wollte mich ja unter Menschen begeben.
Die einzige Möglichkeit, den Abend zu retten, sind dann noch wirklich gute Gespräche oder eine florierende Tanzfläche. Denn ich liebe es zu tanzen, gern auch wild - ganz unabhängig vom Alkoholpegel.

Ich fasse zusammen: Ich verbringe freie Zeit, die ich nicht im Überfluss habe mit Menschen, die ich nicht kenne und eventuell nicht mag um auf einer Party herum zu hängen, was definitiv eine Tätigkeit ist, der ich wenig abgewinnen kann. Zeit verschwenden, jedes mal Wein und Bier ablehnen und hoffen, dass ich bald nach Hause kann.

Das klingt jetzt alles so, als wäre ich ein ziemlicher Einzelgänger mit Sozialphobie. Entspricht jedoch nicht ganz der Realität. Neue Menschen kennen lernen ist anstrengend und nichts, was ich als Freizeitbeschäftigung an einem oder gar jedem Wochenende machen möchte. Wenn ich mich verabrede, dann bevorzugt mit Personen, die ich bereits kenne und schätze; Personen, mit denen sich die Zeit lohnt. Sei es allein durch eine gute Unterhaltung, gemeinsamen Sport, gegenseitige Hilfe, Verständnis oder sonstiges.
Ich merke jedes Mal selbst, dass das klassische Konzept der Studentenparty nichts für mich ist. Ein Filmabend mit Freuden und Stricken auf der Couch ist mir so unendlich viel lieber. Was ist eigentlich aus Singen am Lagerfeuer oder Spieleabenden als Partykonzept geworden? Muss ich erst vierzig werden, damit das als Abendgestaltung akzeptabel wird?

Manchmal ärgere ich mich, dass ich nicht so sein kann wie scheinbar die meisten anderen Partygäste und tatsächlich den ganzen Abend sorglos Alkohol in mich hinein kippen und Shisha rauchen kann ohne mich davor unglaublich zu ekeln. Inhalative Drogen sind für mich etwas, das ich absolut abstoßend finde. Ich kann mich nicht überwinden, irgendwelche Rauchwolken freiwillig einzuatmen. Sollte ich mal kiffen wollen, dann wird die Methode der Wahl definitiv der klassische Haschkeks.

Man kann nicht aus seiner Haut und so weiß ich, dass ich diese Homepartys nie mögen werde. Aber das ist okay. Nur leider weiß ich ebenso, dass ich sie weiter besuchen werde. Weil ich sonst ein schlechtes Gewissen habe, dass ich mich zu sehr isoliere. Schon albern.

Das, was ich an diesen Samstagabenden auf Feiern am meisten hasse, ist es, mich dort wie ein Fremdkörper zu fühlen. Dieses Gefühl, so unendlich langweilig zu sein habe ich sonst nie. Und wenn einem diese Abende ein schlechtes Gefühl vermitteln, wird man sich dort auch nie wohl fühlen.

Wie verbringt ihr eure freien Abende?

Donnerstag, 11. Februar 2016

Aus dem Leben eines (Ex-) Prüfungspanikers

Das war's - die Prüfungen liegen hinter mir,  Semester sieben ist geschafft.
In den Tagen vor den Klausuren war ich fleißig am Erfüllen des Lernplans, die während des Semesters ausgearbeiteten Notizen waren wie immer hilfreich und doch war es komplett anders als sonst: ich war überhaupt nicht aufgeregt.

Vor allem in den ersten Semestern dachte ich vor jeder schriftlichen und vor allem den praktischen Prüfungen, dass ich jetzt entweder vor Aufregung sterben oder falls nicht wegen Dummheit und schlechter Leistungen exmatrikuliert würde. Spoiler: nichts davon ist geschehen.
Auch nachdem ich mehrfach erlebt hatte, dass man die Prüfungen während des Medizinstudiums über- und bestehen kann, war ich immer extrem aufgeregt davor.

Doch in dieses mal war da einfach nix. Keine Panik, kein Herzrasen, kein trockener Mund und auch keine Schlaflosigkeit. Hallo vegetatives Nervensystem, bist du noch da oder in den Ruhestand gegangen? Warum machst du plötzlich keinen Terror und dauerhaft erhöhte Adrenalinspiegel mehr?
Das einzige, was mich wirklich nervös gemacht hat, war die Tatsache, dass ich gar nicht nervös war.

Ich wusste, dass ich die meisten Veranstaltungen besucht und mich vernünftig vorbereitet hatte. Mit dem Ablauf der schriftlichen Klausuren bin ich vertraut und den Anfängerfehler, keinen Bleistift mitzunehmen, würde ich auch nicht noch mal machen. Es gab realistisch gesehen keinen Grund zur Panik.

Trotzdem fühlte ich mich unwohl, weil ich mich nicht durch das zusätzliche Adrenalin wach gehalten bis spät in die Nacht mit der vierten Wiederholung zu Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis beschäftigte sondern stattdessen schlief. Ich fühlte mich schlecht, weil ich nicht aufgeregt war. Als würde man die Prüfungen nicht ernst nehmen, wenn man in den Tagen davor ruhig schlafen kann.

Nachdem ich mir insgeheim ein paar Tage lang Vorwürfe gemacht habe, dass ich so locker an die Klausuren heran gehe, bin ich zum Schluss gekommen, dass es eine normale Entwicklung ist. Der Mensch gewöhnt sich an alles und dann ist die Semesterabschlussprüfung es eben nicht mehr so aufregend, dass einem vor lauter Nervosität schlecht wird. Es ist zwar schwierig, die Grenze zwischen zu viel Gelassenheit und dadurch fehlender Vorbereitung und zu viel Anspannung zu ziehen aber ich bin froh, in der letzten Woche vor den Prüfungen geschlafen zu haben.

In den Semestern zuvor hat mich diese Prüfungsangst sehr zum Lernen angetrieben, jetzt musste ich das selbst tun. Und zu meiner Überraschung hat das sogar funktioniert. Denn obwohl ich um zehn die Unterlagen zur Seite gelegt habe, hatte ich keinen Zeitdruck, weil ich dank Lernplan einfach früh genug (sprich: Wochen vorher) angefangen habe.
Da die Prüfungen nach subjektivem Empfinden gut gelaufen sind, bin ich gespannt, ob das Ergebnis dann anders ist als sonst aber bis jetzt mache ich mir da noch keine Sorgen.

Als jemand, der sich definitiv nicht als Prüfungsmensch bezeichnen würde, habe ich schon immer die Menschen bewundert, die ganz gelassen an die Klausuren am Ende des Semesters oder auch schon die Abiturprüfungen heran gegangen sind. Es gibt sogar Personen, die sich angeblich regelrecht auf die Prüfungen freuen, weil sie darin endlich zeigen können, was sie gelernt haben. Verrückt, oder? Also ich glaube ihnen ja kein Wort.

Mir ist diese Einstellung leider nicht gegeben. Vor den Prüfungen litt ich mindestens die zwei Tage direkt davor an Herzrasen und Schlaflosigkeit, sobald ich aber mit der Klausur vor mir am Schreibplatz sitze oder vor den Prüfern stehe, bin ich ganz ruhig. Ich bin da eher der Typ Sturm vor der Ruhe. Immerhin.
Dass ich in diesem Semester jetzt aber auch noch an den zwei Tagen davor unbeeinträchtigt war, machte mich sehr glücklich. Es gibt anscheinend doch Hoffnung für uns Klausurangsthasen. Wir brauchen einfach nur eine längere Gewöhnungsphase. Zwar bedeutet das nicht, dass man sich je auf Prüfungen freuen wird, aber es bedeutet, dass man sie schaffen kann. Und zwar ohne vorher oder währenddessen vor Aufregung hyperventilierend zu kollabieren.

Wie schön zu sehen, dass man mit seinen Aufgaben wächst!