Mittwoch, 31. August 2016

Warum die Anzahl meiner Blogleser mir egal ist

Letztens bis ich auf einen Artikel gestoßen, der Bloggern helfen soll, mehr Leser zu gewinnen. Ganz interessiert fing ich an, ihn zu lesen und am Ende saß ich nur da und war beeindruckt, was man alles so tun könnte und angeblich dringend sollte, um seine Reichweite zu erweitern. Bleibt nur eine Frage: warum eigentlich?

In über fünf Jahren des Bloggens habe ich noch keine 200 Leser zusammen. Ehrlich gesagt habe ich nicht mal ganz auf dem Schirm, wie viele Leser ich überhaupt habe und wie viele davon Karteileichen sind. All das ist Ausdruck davon, dass es mir offensichtlich nicht wichtig ist, wie viele Abonnenten mein Blog nun hat. Wäre es für mich persönlich bedeutsam, hätte ich wahrscheinlich auch schon frustriert den Blog gelöscht.

Tja, da hätte ich mich wohl mal früher an die Tipps halten sollen.
Täglich posten und mir damit ordentlich Stress mit meinem Hobby machen. Regelmäßig Gewinnspiele dediziert nur für Leser veranstalten, um die gierige Meute zu zwingen, mich zu abonnieren, wenn sie etwas gewinnen wollen. Auch auf den anderen Social Media Kanälen hätte ich aktiver sein müssen und nicht nur meine blöden Gedanken teilen sollen, sondern vor allem Links zu meinen Blogposts. Das habe ich aber tatsächlich fast nie getan, weil ich einfach keinen bei Twitter oder Instagram zu spammen wollte. Immerhin steht der Link zu meinem Blog dort im Profil und wer interessiert ist, hätte ja selbst klicken können. Ohne, dass ich ihn davor endlos mit meiner Eigenwerbung nerve.

Was ich natürlich auch verpasst habe und so noch nicht mal tausend Leser habe, ist es, andere Blogs hier vorzustellen und deren Autoren dadurch im Austausch auf ihrer Plattform die Werbetrommel für meinen Blog rühren zu lassen.
Nicht mal eine Facebookfanseite, eine Visitenkarte oder gar Apfelkerne-Merchandise gibt es. Also ehrlich - ich könnte nie ein erfolgreicher Blogger werden.

Und das stört mich nicht im geringsten.
Denn was die Autoren der ganzen Tipps für mehr Bekanntheit im Internet nicht bedacht haben, ist, dass es vielleicht gar nicht das große Ziel eines jeden Bloggers ist, möglichst groß raus zu kommen. Auch wenn tendenziell mehr Leute ihren Blog zu einer lukrativen Einnahmequelle machen können, heißt es nicht, dass jeder das will. Verrückt, oder?

Tatsächlich sehe ich diese Seite einfach nur als Hobby an, als Möglichkeit, Gedanken und Ideen zu teilen sowie im besten Fall eine Rückmeldung von jemand anderem dazu zu bekommen. Ob derjenige nun offiziell mein Leser ist oder nicht, ist mir dabei völlig gleich. Kommentare sind mir nämlich sehr viel mehr wert als Leserzahlen. Immerhin kann man "Leser" und Facebookfans auch einfach kaufen aber konstruktive, interessante Kommentare nicht.

Trotzdem sind Leserzahlen indirekt eine Möglichkeit, die Anzahl der Kommentare abzuschätzen - wird der Artikel häufiger gelesen, steigt immerhin die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende jemand kommentiert. Beim nächsten Post dazu, wie man seine Leser dazu bringt, mehr zu kommentieren, werde ich dann aufmerksam lesen. Denn ich strebe nicht nach der größten möglichen Anzahl an Lesern, sondern nach einem regen Austausch.

Freitag, 26. August 2016

Drei Ersatzhosen weniger: woran minimalistisches Packen bei mir scheiterete

Eigentlich sollte ich jetzt für meinen Besuch der Minimal-Kon am Wochenende in Essen packen, doch ich kann einfach nicht aufhören, über das Packen nachzudenken. Da ich in diesem Monat bereits zwei mal außerhalb des Landes gereist bin, hatte ich auch schon ausreichend Gelegenheit, Taschen zu packen. Dabei ist mir rückblickend gerade etwas aufgefallen: die Anzahl der Übernachtungen beziehungsweise die Dauer der Reise scheint keinen Zusammenhang mit dem Gewicht des Gepäcks zu haben.

Zur Übersicht:
11 Tage Großbritannien - 6kg Handgepäck
14 Tage Island - 14kg Koffer
4 Tage Bulgarien - 7kg Koffer

Anscheinend habe ich das minimalistische Packen verlernt. Viel kälter als in Großbritannien war es in Island auch nicht, sodass besonders schwere wärmende Kleidung keinesfalls als Ausrede durchgehen kann. Und warum braucht man bitte so viel Kram für vier Tage in Bulgarien?!

Die Erklärung ist ganz simpel: minimalistisches Packen erfordert Sicherheit. Wenn man nur das einpacken möchte, was man wirklich braucht, muss man sich gewiss sein, damit auch alle Anforderungen an die Kleidung und die generelle Ausrüstung während der Reise abzudecken. Nicht noch mal zur Sicherheit eine eigentlich überflüssige Ersatzhose, ein Regencape, eine wasserfeste Hose und ein alternatives Outfit für warmes Wetter einzupacken, erfordert in gewisser Weise Mut. Denn man verzichtet damit quasi ganz bewusst auf die Reißleine.

Während der Reise in Großbritannien habe ich wirklich 100% des Tascheninhalts (nun ja, bis auf die Menstruationstasse und das Pflasterset, aber das geht absolut klar) gebraucht und war damit sehr zufrieden. In Island dagegen hatte ich mit der wasserfesten Hose, dem Regencape und Kleidung für den Fall, dass es mal wärmer würde, einfach zu viel unnötiges Zeug mit. Dabei wusste ich, dass mich keine Reittouren durch den Schlamm erwarteten, ich schon eh eine wasserfeste Jacke dabei hatte und es sowieso nicht über 18° werden würden. Aber man weiß ja nie - und mit diesem Spruch in Gedanken landete viel unnötiger Ballast im Koffer.

Für die Hochzeit, zu der ich in Bulgarien eingeladen war, hätte es absolut auch Handgepäck getan. Da ich aber auf Nagelschere, Taschenmesser (man weiß ja nie!!!), Deodorant zum Sprühen und Haarspray nicht verzichten wollte, entschied ich mich, das eh im Kombiticket enthaltene Gepäckstück zur Aufgabe zu nutzen, obwohl vom Gewicht und Format her auch ein Handgepäckstück ausgereicht hätte.
Die Beschränkungen zum Transport von Flüssigkeiten und spitzen Gegenständen schränken das Reisen allein mit Handgepäck schon ein. Ich würde nur ungern zwei Wochen ohne Nagelschere unterwegs sein. Und wer reist schon ohne Taschenmesser - vom Zubereiten von Mahlzeiten in Hostels ohne ordentliches Küchenequipment über das Sammeln von Pilzen bis hin zum Öffnen von Verpackungen braucht man einfach immer eins. Leider darf man es nur im Koffer transportieren. Ich würde offen gesagt aber auch nicht wollen, dass meine Mitreisenden im Flugzeug alle ein Taschenmesser hätten.

Zurück zum minimalistischen Packen. Es ist damit wie auch im minimalistischen Alltag: entscheidet man sich dagegen, für jedes Teil drei Ersatzstücke zu besitzen, hat man im Notfall weniger in Reserve, doch in der Realität des Alltags hat man einfach viel weniger Ballast, um den man sich kümmern muss. Und ehrlich gesagt: wie oft kommt es schon zu einem Notfall, in dem sich das jahrelange Lagern der Ersatzgummistiefel auszahlt? Eben.

Beim Packen fällt es auch leichter, auf zusätzliche Kleidungsstücke zu verzichten, wenn man selbstsicher ist. Zumindest war ich es für die Reise nach Bulgarien nicht, da ich einmal ein Outfit mit Hose und eins mit Rock für den Junggesellinnenabschied eingepackt hatte, um mich vor Ort noch an der Kleidungswahl meiner Mitreisenden orientieren zu können. Hätte ich nur mein Lieblingsoutfit eingepackt, hätte ich am Ende aber auch nichts anderes angezogen, als ich nun letztlich getragen habe. Tja. Absprache mit den anderen vorher hätte auch geholfen. Oder auch einfach auf mein Bauchgefühl zu hören und zu wissen, dass ich eh das anziehen möchte, was sich für mich bequemer anfühlt.

Fazit: man braucht keine dritte Ersatzhose und ein Regencape, wenn man schon eine wasserfeste Hose hat. Und man sollte das einpacken, worin man sich wohl fühlt ganz unabhängig von dem, was die anderen anziehen - immerhin muss man sich selbst wohl fühlen. Ach und man braucht auch nicht immer das größte und schönste Handtuch nur für den Fall, dass man mal baden gehen würde und das Hotel keine Handtücher anbietet.

Generell braucht man nicht so viel Scheiß - sowohl im Alltag als auch auf Reisen. Und damit mache ich mich auf, meinen kleinen Rucksack für das Wochenende zu packen. Auf dass er unter fünf Kilo Gewicht bleibt und ich nicht auf einen Koffer wechseln muss.

Mittwoch, 24. August 2016

Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei

Hello again! Ich bin zurück aus dem Sommerloch; Prüfungen und Urlaub liegen hinter mir und ich komme nun endlich wieder dazu, all die Dinge, über die ich bloggen wollte, aufzuschreiben.
Kennt ihr das auch? Sobald man Zeit hat, fällt einem kaum ein großartiges Thema für einen Blogeintrag ein aber sobald das Hirn gestresst ist und man von einem Termin zum anderen rennt, kann man sich vor spontanen Eingebungen gar nicht mehr retten.
Nun aber zu einem Thema, das mich wirklich beschäftigt hat.

Denkt ihr ab und an über den Tod nach?
Im Medizinstudium kommt man nicht drum herum, sich über die verschiedenen Varianten zu sterben, genau zu informieren, doch dabei denke ich fast nie an meinen eigenen Tod. Weil es statistisch einfach noch nicht sehr wahrscheinlich ist, weil ich zu jung bin und nicht risikoreich genug lebe, um mir wirklich Sorgen machen zu müssen. Mit anderen Worten: ich mache mir wegen tausenden Dingen Gedanken aber in nächster Zeit zu sterben gehört definitiv nicht dazu. Und das ist eigentlich ein Fehler.

Nicht, weil ich jetzt entdeckt habe, dass es doch ernsthafte Gründe für mich gäbe, in naher Zukunft sterben zu müssen, sondern weil es jeglicher Statistik zu trotz doch einfach passieren kann.
Vor mehreren Wochen starb ein Kommilitone von mir ganz überraschend bei einem Verkehrsunfall. Einfach so. In einem Moment noch mitten im Alltag und dann - zack - Schädelhirntrauma, Koma, Organspender, Ende Gelände.
Es kam mir alles so unwirklich vor, als ich davon hörte. Dass dieser gesunde junge Mensch ganz plötzlich einfach nicht mehr da sein sollte, wollte mir nicht in den Kopf. Das war kein typisches die Einschläge kommen näher wie bei den Hochzeiten in meinem Umfeld - das ist einfach purer Zufall gewesen. Sowohl der Lottogewinn als auch der Blitz könnten aus heiterem Himmel jeden treffen. Wobei - für den Blitzschlag muss man sich nicht mal ein Los kaufen.

Was mir nachdem das beklemmende Gefühl und der Schock etwas abgeflaut waren klar wurde: man muss ganz klar damit rechnen, jeden Tag unerwartet sterben zu können. Natürlich steigt das Risiko dafür im Laufe der Zeit doch rein theoretisch ist es jederzeit möglich.
Diese Erkenntnis, die nicht neu aber bei den meisten bestens verdrängt ist, muss uns nicht unbedingt deprimieren, sondern kann uns auch motivieren.

Zum Beispiel dazu, Dinge nicht ewig heraus zu zögern und Gelegenheiten zu nutzen. Neue Dinge auszuprobieren, sich etwas trauen und allein reisen, einfach mal die Schüchternheit überwinden und seine Mitmenschen ansprechen und Prioritäten setzen.
Prioritäten sind für mich in dem Kontext Dinge, von denen ich und oder andere langfristig profitieren. Das ist dann eventuell nicht die Designertasche aus der neuesten Kollektion, die ich mir vom Ersparten in den Schrank stelle, sondern Erfahrungen wie spontane Treffen mit Freunden, Konzertbesuche oder Reisen sowie selbst geschaffene Dinge und Inhalte. Ich bin davon überzeugt, dass es den Wert von Wissen und Erfahrungen steigert, wenn man sie teilt. So haben alle mehr davon, wenn man nicht nur für sich selbst die schönsten Urlaubsbilder macht oder weiß, wie man pochierte Eier macht, die Scheinwerfer des Autos wechselt oder welche Sehenswürdigkeiten man bei einem Besuch in Prag auf keinen Fall verpassen sollte, sondern dieses Wissen teilt. Ob man das über Filme, Bücher, Blogs, Twitter, Instagram, Youtube oder anderweitig schafft, ist dabei völlig gleich.
Das Leben gewinnt an Bedeutung, wenn man es einerseits selbst mit Freude erlebt und andererseits dazu beitragen kann, dass andere durch das eigene Wirken wenn auch nur für einen kurzen Moment ein besseres Leben haben.

Dabei hilft es einfach zu wissen, dass man nicht endlos Zeit hat, all das, was man schaffen möchte, auf die Reihe zu bekommen. Nicht umsonst waren Vanitasstillleben vor gut 350 Jahren schwer angesagt und erinnerten daran, dass aller weltlicher Reichtum vergänglich ist. Auch der Spruch Memento mori (denke daran, dass du sterben wirst) schlägt genau in die gleiche Kerbe. Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei ist noch einmal inhaltlich identisch nur nicht halb so schön formuliert. Wie gesagt - diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern nur für mich gerade noch einmal sehr deutlich geworden.
Also: Hintern hoch, den freien Tag nicht unbedingt mit Netflix vergammeln (denn ehrlich: was habe ich schon davon, wenn ich das komplette Angebot an Serien gesehen habe?) sondern etwas neues ausprobieren, Freunde treffen, Objekte oder Inhalte erschaffen, sich bewegen und etwas aus seiner Zeit machen. Natürlich kann nicht jeder Tag extrem produktiv sein aber man kann es zumindest versuchen.

Wenn das Leben endlos wäre, würde man wahrscheinlich auch probieren, produktiv zu sein und das beste für sich und andere daraus zu machen - allein schon, um sich eine Aufgaben und dem Leben einen Sinn zu geben. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass viele Menschen ein zielloses umher Driften in der Zeit genießen würden. Die Endlichkeit des Seins hilft uns auch daran zu erinnern, dass wir an einen Zeitverlauf gebunden sind und innerhalb dieses umsetzen müssen, was wir realisieren wollen oder es nie geschehen wird.

Wann habt ihr das letzte mal an die eigene Vergänglichkeit gedacht und wie geht ihr mit diesem Wissen um?