Sonntag, 8. Mai 2011

Was ist Zeit?


Wie erklärt man jemandem  was Zeit ist? Ich bin zwar nicht in diese Situation geraten, habe aber darüber nachgedacht. Man kann sich einer Antwort am besten nähern, wenn man die Frage untergliedert.




Das Problem mit der Zeit ist, dass man sie nicht wahrnehmen kann. Schallwellen nimmt das Ohr wahr, Druck spürt die Haut, visuelle Eindrücke aka elektromagnetische Wellen bemerkt das Auge und chemische Substanzen melden uns Nase sowie Geschmackssinn. Allerdings fehlt uns ein Organ zur Zeitwahrnehmung.

 Wie teilen wir die Zeit eigentlich ein? Da wären Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ganz klassisch. Aber es gibt auch Theorien, dass es nur Vergangenheit und Zukunft gibt, weil die Gegenwart schneller vergeht als wir sie erfassen können. Andererseits gibt es auch die Annahme, es existiere nur die Gegenwart und diese werde von Vergangenheit und Zukunft durchzogen. Wirklich vorstellen kann ich mir das nicht.


Weiter zur nächsten Frage: wie lange dauert die Gegenwart an? Eigentlich fassen wir die Gegenwart in Abschnitte zusammen, die jeweils drei Sekunden lang sind. Das wird daran erkennbar, dass beispielsweise sprachunabhängig in Gedichten (außer natürlich in denen, die das Schema absichtlich durchbrechen) eine Sinneinheit beim Sprechen etwa drei Sekunden lang ist. Auch gute Redner machen alle drei Sekunde eine kleine Pause und wir schütteln anderen so ziemlich exakt drei Sekunden lang zur Begrüßung die Hand. Ein längeres Schütteln wirkt merkwürdig bis lächerlich. Ich empfehle als Beispiel Fernsehübertragungen von Treffen hoher Politiker, die sich für ein Zeitungsbild unglaublich lang die Hand schütteln und dabei nicht einmal so aussehen, als kämen sie sich in der Situation blöd vor.

Auch unsere Aufmerksamkeit ist alle drei Sekunden besonders stark und das Nachdenken findet alle drei Sekunden ihren Höhepunkt in der "Berechnungsphase", sodass wirklich in einem Abstand von jeweils drei Sekunden der Moment liegt, in dem das Fällen einer Entscheidung besonders wahrscheinlich ist.


Nun zur allseits bekannten Relativität der Zeit. Man weiß, dass die Zeit schneller vergeht, wenn wir gerade mit interessanten oder angenehmen Dingen beschäftigt sind und die Weile lang wird, wenn wir nichts zu tun haben oder etwas uninteressantes erleben (müssen). Bemerkenswert ist, dass sich der Effekt in der Erinnerung umkehrt.


Man war eine Stunde lang in einer Kunstausstellung und hat dabei ungeheuer viele Sinneseindrücke aufgenommen. Also erinnert man sich an all die einzelnen Details und wegen der Menge derer kommt einem die in der Ausstellung verbrachte Zeit sehr lang vor.
Ist man gezwungen, sich einen öden Vortrag anzuhören, nimmt man kaum Details wahr  und im Nachhinein erinnert man sich nur an Bruchstücke der Veranstaltung, weshalb man die dafür aufgewendete Zeit viel kürzer einschätzt als die, welche man tatsächlich mit der langweiligen Tätigkeit verbracht hat.

Ich denke, dass wir Zeit nur in unserem Gehirn wahrnehmen. Denn die Zeit - als subjektive Wahrnehmung; ich spreche hier nicht von der Zeit im objektiven Sinne- existiert nur in unserem Gedächtnis.


Wenn die Zeit nun aber allein in unseren Hirnen existiert machen wir uns ja unverhältnismäßig viele Sorgen darum, keine Zeit zu haben oder sie zu verschwenden. Stattdessen sollte man sich lieber Zeit für sich selbst und seine Mitmenschen nehmen.

 Füllen wir also unsere steigende Menge der Lebenszeit in Kalenderjahren mit mehr Eindrücken. Denn Zeit ohne Inhalt ist verschwendete Zeit, die dazu noch viel schneller verfliegt (von der Position der Erinnerung aus gesehen).

Und nun ein letzter Versuch, die Zeit zu erklären:

Zeit ist wie Radioaktivität - man kann sie nicht riechen,
nicht sehen und nicht schmecken, 
aber irgendwann fallen einem davon die Haare aus.

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