Dienstag, 9. August 2011

Viertel nach elf in deutschen Haarkürzereien

Heute war ich beim Friseur. So fängt für viele Mädchen angeblich ein klassischer Albtraum an, ich komme allerdings erstaunlich gut damit klar. Dachte ich.

Als ich ankam (Skandal - ich war ungeschminkt!) war die Haarschneiderin, die meine Frisur für gewöhnlich richtet dabei einer Frau Farbe ins Haar zu pinseln. Das erstaunte mich sehr, denn ich war pünktlich und hatte einen Termin. Sie nickte entschuldigend und so wusch mir eine  Auszubildende das Haar.

Das Mädel hatte ich schon bei meinem letzten Termin vor einem halben Jahr bemerkt. Damals war ihr Haar noch sehr lang, zu stark blondiert und irgendwie langweilig. Soll heißen, es hing einfach nur glatt herab. Das trage ich zwar täglich auch, doch ich habe auch keine Ambitionen, anderen Haarschnitte zu verkaufen.
Nun war ihr Haar noch extremer gebleicht, fast weiß und asymmetrisch geschnitten. Eine Seite noch immer sehr lang und die andere raspelkurz. Sah aus wie Ich probiere mal was ganz neues, möchte mich aber nicht völlig von meiner langen Haarpracht trennen.

 Ich weiß nicht warum Friseurinnen glauben, auffällig asymmetrische Schnitte wären toll. Es sieht einfach nur von jeder Seite auf eine andere Art merkwürdig und von vorne beziehungsweise hinten schrecklich aus.

Sie versuchte die Höhe des Waschbeckens einzustellen. Endergebnis war ein viel zu niedriges Becken. Ich wollte doch nicht horizontal liegen. Egal, ich nickte die Frage nach dem Wohlbefinden ab.
Das Wasser war viel zu kalt. Auf das obligatorische "stimmt die Temperatur so?" antwortete ich mit ja. Aber ich bin ja ein ruhiger und gutmütiger Mensch, sodass ich mich nicht beschwerte.  Beim Waschen überflutete sie meinen Gehörgang. Wie gesagt, ich bin sehr duldsam und nicht auf Zank aus. Immerhin tupfte sie mal kurz mit dem Handtuch an mein Ohr. Davon ließ sich das Wasser darin allerdings wenig beeindrucken. Immerhin kam ich danach zu meiner Haarbändigerin.

Die übliche Frisur? Nicken. Also bekam ich wieder meinen Stufenschnitt und musste nicht einmal mit ihr reden.
Bis sie spontan darauf zu sprechen kam, dass meine Mutter ihr bei ihrem Friseurbesuch erzählt hätte, wie splissig mein Haar geworden sei. Klar, das passiert, wenn man zwischen den Friseurbesuchen ein halbes Jahr Pause einschiebt. Ich wusste ja selbst, dass ich die Gräfin von und zu Spliss war, doch musste Mutti alles ausplaudern?!
Tja, das hat man davon, zum gleichen Friseur wie die Mutter und die Schwester zu gehen.

Wenigstens schnitt sie die besprochenen Splissspitzen ab.

Mehr oder weniger zufrieden - ich ärgerte mich dann doch, der Auszubildenden nicht gesagt zu haben, was sie hätte anders machen sollen - kam ich in einer kurzen Regenpause trocken nach Hause. Reaktion meiner Mutter: Oh, sie hat ja kaum was abgeschnitten - Bitte was?! Mindestens sechs Zentimeter sind weggeschnippelt worden!
Reaktion meiner Schwester: Öde. Sieht ja aus wie immer - Ach nee. Hätte ich etwas "neues" ausprobiert hätte es nur geheißen, dass ich mich total verändert hätte (ja,ja, das ist der schlechte Einfluss meiner Freunde) oder sie doch eh nur kopiere.

Gelernt habe ich, dass nicht der Friseurbesuch selbst als so schrecklich negativ empfunden wird (geflutetes Ohr hin oder her), sondern die Reaktion der restlichen Menschheit auf die Veränderung. Und in meinem Fall war sie eh nur minimal.

Den Tag kann es mir trotzdem nicht ruinieren, denn heute Abend gehe ich mit Karo zu einem Konzert von Placebo in einem kleinen Club in Berlin. Dann fliegen die Haare sowieso wieder völlig durcheinander.

Apfelkern

2 Kommentare:

  1. Nun weiß ih doch glatt wieder, warum ich realtiv selten in einem Friseursalon anzutreffen bin ;)

    Liebe Grüße...

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  2. Haha! Ich sage der Azubine in meiner Bude immer gerne was sie falsch macht. Nicht weil ich es mag anderen Mensch zu sagen, sie sollen gefälligst meine Kopfhaut nicht so zerkratzen, nein. Die sind schließlich zum lernen da und wenn ich mir überlege, dass sie später vielleicht einen eigenen Salon besitzen und denken "Ich habe doch meinen Beruf erlernt und mir wurde nie gesagt, ich foltere meine Kunden.", denke ich werden doch gerade so diese furchtbaren Friseure geschaffen, vor denen wir alle doch so eine Angst haben. Deswegen lieber "Ein bisschen wärmer wäre gut!" als mit Umhang und nassen Haar aus dem Laden zu rennen. ^^

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